1939

Karfreitag: Einstellung der Passagierschiffahrt

An diesem Tag erfolgte die letzte Dampferfahrt mit der "Stadt Düsseldorf" zur Anlegestelle Wittlaer. Danach stellte die Köln-Düsseldorfer-Dampfschiffahrts-Gesellschaft den Passagierschiffahrtsverkehr nach Wittlaer ein.

 

15. April: Deutsche Schule Wittlaer

Im ganzen Reich wurden die konfessionellen Schulen zu deutschen Schulen erklärt. Die "Katholische Volksschule Wittlaer" hieß nun "Deutsche Schule Wittlaer". Der Regierungspräsident verfügte, alle Kruzifixe aus den Klassenräumen zu entfernen.

l. September: Ausbruch des Zweiten Weltkrieges

Der Einmarsch deutscher Truppen nach Polen löste den Zweiten Weltkrieg aus.

 

l. November: Einquartierung in Wittlaer

Am l. November erhielt Wittlaer die ersten Einquartierungen. Sämtliche Klassenräume der Schule wurden freigemacht und erhielten Stroh als Lagerstätte für 75 Soldaten. Da der Unterricht für die Schulkinder ausfallen mußte, suchte man nach anderen Unterbringungsmöglichkeiten. Nach 4 Wochen bekamen die Soldaten Privatquartiere in Bockum.

Über 100 Offiziere und Mannschaften eines Regimentsstabes einschließlich Regimentskapelle waren in Wittlaer, Einbrungen und Kalkum untergebracht. Die 15. Pionierkompanie dieses Regiments, die zunächst in der Schule und im Saal von Brands Jupp einquartiert war, wurde nach Bockum verlegt.

 

Ende Dezember: 67 Soldaten eingezogen

Bis Jahresende waren aus der Gemeinde Wittlaer bereits 67 Soldaten zum Militärdienst einberufen worden.

1940

27. Januar: Immer neue Einquartierungen

Nach dreimonatigem Winterquartier in Wittlaer rückten in der Frühe des 27. Januars Regimentsstab und 15. Pionierkompanie in Richtung Duisburg ab. Nachmittags kamen neue Truppen, die nach 6 Wochen Richtung Krefeld abmarschierten. Andere Soldaten belegten erneut Räume der Schule für einzelne Tage.

 

8./9. Juni: Erste Bombenabwürfe auf Wittlaer

In der Nähe des Bauernhofes von Karl Rademacher (Gut Klein-Winkelhausen) wurden zwei Bomben abgeworfen, die auf ein Kornfeld fielen und nur geringen Flurschaden anrichteten. Auch weitere Bombenabwürfe im Juni 1940 in der Nähe der Höfe Groß-und Klein-Winkelhausen galten offensichtlich dem an der B 288 postierten Scheinwerferzug der Flak.

 

29. Juni: Veranstaltungen unter freiem Himmel verboten

Wegen der Verschärfung der Luftlage verfügte der Regierungspräsident, daß Sportveranstaltungen unter freiem Himmel, Kirmesse usw. z.Z. nicht stattfinden dürfen.

 

26. Oktober: Erster Soldat aus Wittlaer gefallen

Als erster Soldat aus Wittlaer starb im Lazarett von Narvik (Norwegen) Viktor van Gaalen.

 

6. Dezember: 27 Feldpostpakete

In den Sommermonaten sammelten die Schulkinder Tee- und Heilkräuter, die an die Kreissammelstelle in Ratingen abgeliefert wurden. Auch sammelten die Schüler insgesamt 3572 kg Altmaterial. Von dem Erlös schickte die Schule 27 Feldpostpakete an unbekannte Soldaten, die keine Angehörige mehr hatten.

1941

8. Februar: Panzerkompanie rückte ab

Eine Panzerkompanie, die am 10. Dezember 1940 in Wittlaer untergebracht wurde, rückte heute Richtung Südfrankreich ab.

 

8. März: Flügelmine im Netz

Dem Landrat wurde gemeldet, daß der Wirt Brand aus Wittlaer beim Fischen im Rhein eine Flügelmine fand, die schon längere Zeit im Wasser gelegen haben muß. Die Mine wurde durch Feuerwerker des Luftverteidigungskommandos aus Ratingen sichergestellt.

 

21. März: Kinderlandverschickung

Um vor feindlichen Luftangriffen geschützt zu sein, nahmen 40 Kinder der Schule an einer Kinderlandverschickung teil. Lehrer Niessen verließ am 21. März Wittlaer, um die Leitung des Kinderlagers im Sudetengau zu übernehmen.

21./22. Juni: Häuser am Wasserwerksweg beschädigt

In der Nacht vom 21. auf den 22. Juni wurden in Bockum fünf Sprengbomben abgeworfen, die auf das Gelände des Wasserwerks gezielt waren. Verschiedene Häuser am Wasserwerk wurden beschädigt.

 

22. Juni: Beginn des Rußlandfeldzugs

 

1942

28./29. Januar: Flugzeugabsturz

In der Nacht vom 28. auf den 29. Januar wurde gegen 21.30 Uhr am Froschenteich in der Nähe der Wirtschaft Theisen, 200 m westlich der Straße Düsseldorf-Duisburg, ein feindlicher zweimotoriger M-Bomber von der Flak zum Absturz gebracht. Die vier Insassen waren sofort tot.

 

Februar: Wegen Koksmangel geschlossen

Wegen Koksmangel mußte die Schule in der Zeit vom 6. bis 16. Februar geschlossen bleiben, vom 17. Februar bis 3. März konnte der Unterricht nur an zwei Tagen der Woche gehalten werden. Nachdem am 4. März Koks eintraf, wurde ab 5. März wieder planmäßiger Unterricht erteilt.

 

8. April: Schwere Schäden an mehreren Höfen

Durch Bombenabwürfe wurden die Höfe Klein- und Groß-Winkelhausen sowie der Verloherhof schwer beschädigt, ebenso mehrere Gebäude in Bockum und Wittlaer.

 

1./2. Juni: Großer Luftangriff

Am Montag, dem l. Juni ertönten gegen 21 Uhr Alarmsirenen. Feindliche Flugzeuge flogen in großer Anzahl und in mehreren Wellen in unser Gebiet ein. Bald erschienen in der ganzen Umgebung zahlreiche Leuchtbomben. Drei schwere Sprengbomben gingen innerhalb des Wasserwerks in Bockum nieder ohne größeren Schaden anzurichten. Der Betrieb wurde nicht gestört.

Auf das Gut Klein-Winkelhausen von Theo Radmacher und den Verloherhof (Wilhelm Leuchten) wurden etwa 150 Brandbomben abgeworfen. Die Feldscheune des Bauern Radmacher brannte aus. Strohvorräte, 5 Karren und eine Mähmaschine wurden ein Raub der Flammen. Eine Brandbombe fiel auf die Scheune des Verloherhofes. Sie konnte jedoch rechtzeitig von den wachsamen Hausbewohnern gelöscht werden.

Am Froschenteich fielen etwa 200 Brandbomben. Im Hause des Willi Meyer entstand ein Brand. Das Wohnhaus brannte teilweise, das Wirtschaftsgebäude bis auf die Ringmauern nieder. Besitzer des Anwesens: Gemüsebauer Theodor Hilger.

In Bockum fielen 6 Brandbomben auf das Haus des Generaldirektors Hans Reuter. Es entstand ein Stubenbrand. In den Gebäuden des Architekten Peter Heimbach konnten 5 Brandbomben rechtzeitig gelöscht werden. In die Wohnung der Frau Peter Zensen fiel eine Brandbombe, die vor der Entstehung des Brandes gelöscht werden konnte. Der Sachschaden war gering. Ein Stubenbrand beschädigte die Wohnung von Frau Reitz.

Durch beherztes Zugreifen des Hauseigentümers (Schulte-Diekhoff) konnte ein größeres Feuer verhindert werden.

Von der Besatzung eines angeschossenen Flugzeuges geriet ein Fallschirmabspringer in den Rhein und ertrank. Seine Hilferufe wurden von mehreren Anliegern noch längere Zeit gehört. Das Flugzeug ging auf der linken Rheinseite brennend nieder.

 

2. Oktober: Schwarzer Tag für Wittlaer

Ein schöner Herbsttag ging zu Ende, ein Tag voller Sonnenschein und spätsommerlicher Wärme.

Nach 15 alarmfreien Nächten ertönten plötzlich gegen 21.30 die Sirenen. Unter starkem Flakbeschuß überflogen mehrere englische Bomber unsere Gemeinde. Ein über Bockum kreisender Bomber, der von der Flak abgeschossen wurde, geriet beim Aufschlag auf Duisburger Gebiet in Brand. Kurz darauf erfolgten einige Bombeneinschläge.

Eine Sprengbombe war auf das Wohnhaus Bockumer Straße 167 gefallen, hatte die Kellerdecke durchschlagen und die Bewohner des Hauses getötet: Frau Wilhelmine Leuchten, Hausgehilfin Maria Köster und Bürogehilfen Heinz Klasen. Sie wurden unter den Trümmern des Hauses begraben. Bald war das ganze Dorf auf den Beinen, um zu retten, was noch zu retten war. Die Leichen wurden geborgen und in die Leichenhalle in Wittlaer überführt. Wie sich rekonstruieren ließ, befanden sich Frau Leuchten und ihr Helfer Heinz Klasen auf dem Weg in den Luftschutzkeller, während sich die Hausangestellte Köster bereits im Keller aufhielt, als die Bombe einschlug. Frau Leuchten wollte am kommenden Sonntag ihren 80. Geburtstag feiern.

Wie nachträglich festgestellt wurde, hatten mehrere vor Bockum liegende Schleppkähne an dem verhängnisvollen Abend nicht ordnungsgemäß verdunkelt. Während des Alarms waren wiederholt Rufe "Licht aus!", die den Schleppern galten, von Anwohnern gehört worden. Es war mit ziemlicher Sicherheit anzunehmen, daß die abgeworfenen Bomben den Rheinkähnen gegolten hatten.

1943

26. März: Zwei Stunden lang von Bombern bedroht

Nach zweiwöchiger Ruhepause ertönten gegen 21 Uhr die Alarmsirenen. Nach einem wunderschönen Frühlingstag begann es leise zu regnen. Gegen 21.10 U hr flogen bei dunkler Nacht einige englische Flugzeuge heran, die von der Flak heftig beschossen wurden. Alle mußten in die Luftschutzkeller. Dauernd kreisten die Flugzeuge über Wittlaer und Bockum. Die Flak schoß aus allen Rohren. Zwei Stunden lang dauerte der Besuch, ohne daß Bomben abgeworfen wurden. Ein Flugzeug wurde in Richtung Duisburg abgeschossen. Zeitweise regnete es Flaksplitter. Kurz vor 23 Uhr kam Entwarnung.

 

22. August: Rheinvillen schwer beschädigt

Nach zwei alarmfreien Nächten heulten gegen 23.35 Uhr wieder die Sirenen. Die erste Welle feindlicher Bomber erschien nach kaum 20 Minuten. Es sollte für Wittlaer eine furchtbare Nacht werden. Obwohl die Flak pausenlos feuerte, ließen sich die feindlichen Maschinen nicht vertreiben. Fast drei Stunden lang flogen Flugzeuge über unserer Gemeinde und warfen planlos ungezählte Spreng- und Brandbomben ab. Der offensichtlich vorbereitete Großangriff auf Orte des Industriegebietes oder des Bergischen Landes konnte wegen der schlechten Sicht wohl nicht durchgeführt werden. Deshalb verteilten sich die Bomber auf das Rheinland und warfen ziellos ihre tödliche Last ab.

Tief hingen dunkle Wolken am Himmel. Unheimlich nah hörte man das Motorengeräusch der Bomber. Bündelweise fielen die ersten Stabbrandbomben. Bald war die ganze Gegend taghell erleuchtet. Es folgten Phosphor-Brandbomben, unter denen sich viele Blindgänger befanden. In Einbrungen loderten die ersten Flammen gen Himmel: Scheune und Stallung des Gutes Kaldenberg waren von mehreren Brandbomben getroffen worden. Die Familie des Pächters Max Sonnen befand sich im Luftschutzkeller, als die Phosphor- und Stabbrandbomben einschlugen. Auch an den Rheinvillen in Wittlaer entstanden schwere Schäden.

1944

28. Januar: Bomben auf Düsselthaler Anstalten

120 Sprengbomben fielen in das Feld zwischen der D-Bahn und den Düsselthaler Anstalten. Zwei Bomben trafen das Gebäude Neu-Düsselthal. Zwei Kinder wurden getötet, mehrere verletzt.

 

21. Mai: Gottbekenntnistag

In der Kirche Hl. Familie in Stockum fand um 19 Uhr abends ein Gottbekenntnistag statt, an dem zahlreiche Jungen und Mädchen aus Wittlaer teilnahmen.

 

29. Juni: Pastor Vaahsen verhaftet

Pastor Vaahsen hatte sich in einer kleinen Gesprächsrunde über das voraussichtliche Kriegsende geäußert: "Ihr braucht keine Angst zu haben, wenn die Russen kommen. Die werden euch nichts tun. Was über die Russen Schreckliches geredet wird, ist nur alles Propaganda der Nazi-Regierung. Es werden dann wohl hier 20 bis 25 Köpfe rollen, aber damit ist der Fall erledigt und es wird wieder Ruhe und Ordnung herrschen." Eine Bewohnerin von Bockum erlangte Kenntnis von dieser Äußerung und bestand auf einer Meldung bei der Gestapo.

Am 29. Juni um 11.30 Uhr wurde Pastor Vaahsen von der Geheimen Staatspolizei verhaftet und trotz seines angegriffenen Gesundheitszustandes ins Düsseldorfer Gefängnis eingeliefert.

 

2. Oktober: Pastor Vaahsen gestorben

Nach drei Monaten Haft wurde Pastor Vaahsen am l. September 1944 schwerkrank aus der Haft entlassen. Am 2. Oktober starb er im Marienkrankenhaus zu Kaiserswerth.

 

7. Oktober: Schule geschlossen

Auf Anordnung des Reichsverteidigungskommissars wurden ab 7. Oktober 1944 im Gaubereich Düsseldorf alle Schulen bis auf weiteres geschlossen. Die Schulkinder des l. bis 4. Schuljahres wurden von ihren Lehrpersonen in Privaträumen und in einem Klassenraum unterrichtlich betreut. Die Kinder der oberen Klassen sollten sich freiwillig für die Kinderlandverschickung melden. Drei Klassenräume wurden von der Wehrmacht belegt.

1945

2. März: D-Bahn zerstört

Ein alliierter Jagdbomber griff einen Richtung Duisburg fahrenden Straßenbahnzug der Linie D an. Etwa 50 Meter vor der B 288 traf eine Bombe den Triebwagen, der völlig zerstört wurde. 32 Menschen fanden den Tod.

 

13. April: Kriegsende in Wittlaer

Amerikanischen Heeresberichten sowie der Geschichte der 94. Infanteriedivison ist zu entnehmen: "Am 13. April um 7.30 Uhr überquerte die Kompanie E der 302. Division, befehligt von Leutnant James W. Butler und verstärkt durch eine Abteilung 81 mm Granatwerfer, den Fluß (Rhein) in Gummi-Sturmbooten. Kein Feuer war während der Überfahrt auf die Kompanie gerichtet. Aber als sie sich ihrem Angriffsziel näherte, fielen sechs Artilleriesalven in unmittelbarer Nähe. Es gab keine Verluste. Die Truppen setzten ihren Vormarsch fort, als das Feuer eingestellt war. Der Ort Mündelheim wurde dann ohne Widerstand besetzt und eine Rundum-Verteidigung errichtet. Man erfuhr bald, daß die deutschen Truppen das Gebiet verlassen hatten. Die Tatsache, daß eine amerikanische Überquerung erwartet wurde, war aus der Anzahl der weißen Fahnen ersichtlich, die in dem ganzen Ort aus Türen und Fenstern hingen."

Um 11.45 Uhr besetzten die amerikanischen Truppen Serm ohne Widerstand. Bis 13.35 Uhr war das rechte Rheinufer von Ehingen bis zu den Rheinheimerhöfen unter amerikanischer Kontrolle. Wenig später wurden Wittlaer und Bockum eingenommen.

Der Krieg war zu Ende.