550 Jahre St. Sebastianus-Bruderschaft

 

Gegründet Wittlaer 1431

 

 

Im Jahre 1981 feiern die Wittlaerer Sebastianer ihr 550jähriges Bestehen. Aus diesem Anlaß gibt die Bruderschaft eine umfangreiche Festschrift heraus. Mit Genehmigung des Brudermeisters Heinz Hundgeburt bringen wir nachstehend einen Auszug aus dem Abschnitt "550 Jahre Bruderschaftsleben".

1431 Nach einem Bericht des Wittlaerer Pfarrers Jacobus Mitteldorpff begleitete die Bruderschaft schon 1431 die Fronleichnamsprozession. Die Gründung der Bruderschaft dürfte wesentlich früher anzusetzen sein.

1605 Jacob Heesen aus Bockum wurde Schützenkönig. Er ist der älteste bekannte König der Bruderschaft.

1628 Das erhaltene Mitgliederverzeichnis von 1628 überliefert die Namen von 37 aktiven Schützen.

1680 In dem genannten Jahr wurde das älteste erhaltene Protokollbuch der Bruderschaft angelegt.

1690 Am 20. Januar "uff St. Sebastiani Tag haben bey Conrad Jägers die Sebastiani Brüder verzehrt Vier Vnd einen halben Reichtsthaler ahn Bier. auch 14 stüffer ahn Brodt, 20 stüffer ahn Hering."

1719 Aus einem Bericht von 1719: "Weiteler Vndt Einbrauer frau Lautt auff die Heiligen Dreidt Bey meir gedrunken ein Half auhm Beir, so meir iahn Blomen Bezalt Meidt 1 Rthlr 30 st. Anna 1719 den 4 october. Weilhelm Horn." (Übersetzt in die heutige Umgangssprache heißt das: "Wittlaerer und Einbrunger Frauen haben auf Heiligentracht bei mir getrunken ein halb Ohm Bier, welches mir Johann Blomen bezahlt hat mit 1 Reichtstaler 30 Stüber. Im Jahre 1719, den 4. Oktober. Wilhelm Horn.")

1732 "Den 11ten Junii haben die Vnterschriebenen Brüder die befundenen pladten (Königssilber) an dem Brüderlichen Fogell gezelt dergest, daß sich ohne den Fogell sich befindet Zwanzigh sieben pladten. solches Beschein hirmit Bockum wie oben. Wilhelm Breithoff. Jakob Schmitz. Wilhelm Kutzen. Johannes Ricken. Johannes Heesen."

1745 Am Sebastianustag 1745 tranken die Schützen "bey Lodovicus Schmitz ahn bier 150 kann = 4 1/2 Rthlr."

Aus einem Bericht vom 1. Februar 1745: "Wegen Ziehung deren holländischen Soldaten wie auch wegen eysgang seynd die brüderen in Heesen Jans behaußung beyeinander geweßen."

1759 In diesem Jahr zahlte die Bruderschaft "fürbildtnus (- Sebastianusstatue) ahnstreichung 1/2 pistohl".

1763 "straffällig wurden beyde Brüder Henrichen Brors und Joann Heckermann, da selbige den 2ten Junii am Fronleichnamsdag Von Winkelhausen nach dem Verloherhof gegangen mit ihrem gewehr Vnd sich da Verhalten, und einen Drunk genohmen, bis daß die Procession da Vorbey kommen, und jeder sein stell nicht observiert, der Brors nicht beym Venerabel und der Heckermann nicht beym König."

1767 "Unter dem Vogel schießen ist henrich Steuten bruder worden". (Damals konnte man nur beim alljährlich durchgeführten Vogelschießen ("under der Vogelroth", also unter der Stange mit dem hözernen Vogel, der Bruderschaft beitreten.)

1809 Am 14. Januar 1809 teilte der "Provinzialrath im Großherzogtum Berg", Graf von Spee, der Wittlaerer Bruderschaft mit, daß das Schützenfest "einstweilen belassen werden, mit aller Sorgfalt aber darauf zu sehen ist, daß keine Exessen dabey vorgehen und sich allenfalls ergebende Überschüsse zur Armen Anstalt abgegeben werden".

1822 "Morgen Nachmittag um 1 Uhr werden die sämtlichen Brüder der S. Sebastianus Bruderschaft eingeladen sich am S. Remigius Kapellchen einzufinden, um nach dem Vogel zu schießen." (Die Remigiuskapelle stand an der Stelle der heutigen Friedhofskapelle.)

1823 Am 19. Mai 1823 wurde "am Kalkblech" auf den Vogel geschossen. (Um nach Möglichkeit allen Mitgliedern der Bruderschaft, die in den weit auseinandergezogenen Teilen der Gemeinden Wittlaer und Bockum ansässig waren, gerecht zu werden, wechselten die Stellen, an denen der Vogelschuß durchgeführt wurde. So schoß man 1865 "beim Wirthe Anton Jägers in Bockum", 1870 "bei Peter Büßen in Bockum", 1872 "bei Werners in Wittlaer", 1874 "in der Kesselskuhl zu Bockum", 1882 "bei Hermann Theisen am Froschenteich".)

1832 Nachdem das Rheinland, nicht gerade zur Freude der rheinischen Bevölkerung, preußisch geworden war, überwachten die Landräte das Schützenwesen. Bevor ein Schützenfest durchgeführt werden konnte, mußte der Landrat um seine Genehmigung gebeten werden. Das Ergebnis sah dann gelegentlich so aus: "Unter der Aufsicht der Polizei kann das Vogelschießen am 2. Pfingsttag stattfinden. Eine Tanzveranstaltung wird hiermit ausdrücklich verboten." Das schrieb der Landrat von Lasberg, ein Zeitgenosse, dem jedes Verständnis für die rheinische Mentalität abging, am 26. März 1832 den Wittlaerer Schützen auf deren Bitte, das Schützenfest "in althergebrachter Weise" durchführen zu dürfen.

1852 Aus dem Versammlungsprotokoll vom 22. Februar: "Heute wurde festgestellt, daß künftig anstatt dem Brödgen eine Mahlzeit von Kappus und Schinck gegeben wird."

1919 Beim Schützenfest am 23. Juni wurde im Saal von Brand zu Wittlaer mit der Luftbüchse auf Scheiben geschossen. Das war bedingt durch das Waffenverbot der Besatzungstruppen nach dem Ersten Weltkrieg. Später erlaubten die Alliierten das Vogelschießen mit der Armbrust.

1928 Gründung der Tellkompanie im Lokal von Karl Brockerhoff; im gleichen Jahre Gründung der Freischützkompanie in der Gaststätte von Willi Theisen am Froschenteich.

1930 Beim Schützenfest am 23. Juni wurde erstmals ein Kronprinz "ausgeschossen". Ende 1930 übernahm Reichsgraf Wilderich von Spee das Protektorat über die Bruderschaft.

1931 Vom 6. bis B. Juni 500-Jahr-Feier der Bruderschaft. Die Fahne der Tellkompanie und die Standarte des Reiterkorps erhielten ihre kirchliche Weihe. Am Festzug nahmen folgende Ehrengäste teil: der kommissarische Landrat Dr. Holz, Protektor Graf von Spee, der Generalpräses der Erzbruderschaft, der Amtsbürgermeister und zahlreiche Geistliche aus den Nachbargemeinden. Dazu kamen die Bruderschaften von Angermund, Huckingen, Kaiserswerth, Kalkum, Langst, Lohausen, Mündelheim, Rahm und Serm.

1932 Am 19. Januar 1932 überreichte der Landrat die der Bruderschaft aus Anlaß ihrer 500jahr-Feier verliehene Staatsplakette. Die Generalversammlung (August 1932) billigte die Gründung einer Jungschützenabteilung unter der Führung von Willi Schulten. Im September übergab der damalige Wittlaerer Pfarrer Vaaßen der Bruderschaft eine Statue aus der Barockzeit. Sie fand Aufstellung in einer Nische im uralten Turm der Kirche.